Pilgerwanderung für Klasse 12

Pilgerwanderung für Klasse 12

Von unserer Schulpatronin der heiligen Angela Merici ist überliefert, dass sie sich auch als Pilgerin verstand. Sie festigte ihre Entscheidung, eine Gemeinschaft von Frauen,  die „Compania de St. Orsula“ zu gründen, auf ihrer Pilgerreise ins Heilige Land. Von Angela Merici ist auch das Wort überliefert: „Bleibt auf dem alten Weg und lebt ein neues Leben“. So deutete die Patronin unserer St. Ursula Schule das Ideal eines christlichen Lebens als einen Weg, der dem Vertrauten treu bleibt und sich zugleich auf das vor uns Liegende neue Leben ausrichtet. Damit steht Angela unverkennbar in der geistlichen Tradition des großen Pilgers und Völkerapostels Paulus, der den christlichen Glauben verstand als „Feststehen in dem, was ich erhoffe“.

Dieses alte und zugleich – nicht erst seit dem Bestseller „Ich bin dann mal weg“ von Harpe Kerkeling – wieder sehr gefragte Konzept des Pilgers haben wir den jungen Erwachsenen der Q2 als besonderes Angebot der Schulseelsorge angeboten. Für die 12 Klässler ist die Spannung zwischen dem alt vertrauten des Schullebens und dem vor ihnen liegen neuen Weg in besonderer Weise bestimmend für ihre Lebenssituation.

Frau Scheuer und Frau Horn, zwei junge Kolleginnen zeigten sich spontan motiviert, diese Pilgeridee mit dem Schulseelsorger K. Rasche umzusetzen. Innerhalb von wenigen Tagen meldeten sich 24 Schüler*innen für dieses neue Konzept an. Leider mussten wir von der Ursprungsidee verabschieden, in Frankreich von Herberge zu Herberge zu wandern. Die Gasthäuser nahmen keine Vorbuchungen für große Schülergruppen an und die Pensionskosten der Klöster in Burgund überstiegen unseren Etat. So entschieden wir uns dafür, im Voralpenland um Mayerhofen herum zu wandern und ein großes alpentypisches Gästehaus zu mieten. An dieser Stelle bedanken wir uns herzlich für die großzügige und unkomplizierte Unterstützung unserer Pilgerwanderung durch den Förderverein der St. Ursula Schule. Dank dieser finanziellen Unterstützung unseres Fördervereins war es uns möglich, den Eigenanteil der Schüler*innen in vertretbaren Grenzen zu halten.

In der Zeit vom 09. bis 14. Mai fanden unsere Pilgertage statt. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe selbstständig zu kochen und wir durften erleben, dass es täglich neue, kreative und wohlschmeckende Speisen gab, die unsere jungen Erwachsenen mit viel Engagement und guter Laune zubereiteten.

Für eine große Gruppe von insgesamt 27 Personen eine geeignete Wanderroute zu finden, pünktlich zum Wandern aufzubrechen und sich auf die Bedingungen einzulassen, die wir nicht selbst in der Hand hatten, darin bestand die tägliche Herausforderung in diesen Tagen. Zu den besonderen Bedingungen in diesen Tagen gehörte für uns u.a. auch, dass die Lifte noch nicht fuhren und dass wir in dieser Woche leider täglich mit reichlich Regen „gesegnet“ waren.

Zu Beginn jeder Wanderung stand ein geistlicher Auftakt für alle, der das Grundmotiv des „Unterwegsseins“, des „Aufbrechens“, der „inneren Ausrichtung auf die Zukunft“ u.a.  thematisierte. In dem Unterwegssein ergaben sich buchstäblich bei“läufig“ persönliche und inhaltliche Gespräche. Manche lernten sich untereinander besser kennen und die kleinen Wunder der aufkeimenden Natur, die beeindruckende Bergwelt mit ihren weiten Ausblicken in die vielfältigen Farben und Formen erfüllten uns, forderten uns und ließen uns staunen – was ja der Beginn allen Dankens und Betens ist. Abends konnte die Gruppe noch einmal aus der Kraft der Gemeinschaft schöpfen, sei beim Kochen und Essen, beim Spielen, Erzählen, beim Bibelgespräch oder natürlich beim Singen… wo sich angesichts der Einfachheit der Lieder keiner mehr schämen musste; was sich im Schulklassiker „Flinke Hände, flinke Füße …“ immer wieder zeigte.

Ein besonderes Highlight in diesen Tagen war der Besuch eines Klosters in Hall zwischen Innsbruck und Mayerhofen. Die Tiroler Tertianer Schwestern sind weit über Tirol hinaus durch Protestaktionen zum Klimaschutz und zum Einsatz gegen die Abschiebung von Flüchtlingen bekannt geworden. Unsere Schüler*innen zeigten sich sehr bewegt von der herzlichen und hochengagierten Gastfreundschaft von Schwester Notburga, die als Dozentin für Kirchengeschichte und als Krankenhausseelsorgerin sehr fundiert und mit hoher persönlicher Identifikation auf alle Fragen  der Gruppe einging und uns so auf lebendige Weise vermittelte, was die Klosterexistenz für sie bedeutet.

Im Feedback der Schüler*innen zu diesen Tagen wurde deutlich, dass diese Tage eine vielfältige Bereicherung für die jungen Menschen waren. Das Wandern über den ganzen Tag, an dem jede und jeder auch in Stille den je eigenen Lebensthemen und -fragen ausgesetzt war,  die Selbstverantwortung für das Programm und das Kochen, die geistlichen Impulse und die Zeiten des Austausches miteinander; all diese Elemente haben dieses Konzept der Pilgertage geprägt und zu einer wertvollen Lebenserfahrung für alle werden lassen. Wir danken unserer Schulleitung und insbesondere Frau Lorenz herzlich für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung, dass sie uns diese Pilgertage mitten im Schuljahr ermöglich hat. „Ich würde am liebsten mitkommen.“ – so machte Frau Lorenz mir unverstellt und persönlich deutlich, dass auch in ihr eine Pilgerseele wohnt.

 

 Klemens Rasche

Kontakt

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