Nachruf auf Herrn Strothjohann

Nachruf auf Herrn Strothjohann

Wir alle lieben unseren Texasaustausch. Dieses außergewöhnliche Austauschprogramm, das seit über 40 Jahren an unserer Schule läuft, wäre ohne Helmut Strothjohann, genannt „Strothi“, und sein außergewöhnliches Engagement, niemals zustande gekommen. In den ersten Jahren opferte Herr Strothjohann seine Osterferien, um das Austauschprogramm zu ermöglichen. Herr Strothjohann verstarb nun im Alter von 88 Jahren. Seinem texanischen Austauschpartner war es ein Anliegen uns einen Nachruf für Helmut Strothjohann zu senden, um die jahrzehntelange Zusammenarbeit zu würdigen. Wir fanden dies so außergewöhnlich, dass wir den Nachruf entgegen der üblichen Praxis auf unserer Homepage  veröffentlichen wollen, um Herrn Strothjohann auf diese Weise für sein außergewöhnliches Engagement für unsere Schule und sein pädagogisches Herz zu würdigen.

Helmut Strothjohann

Ein Nachruf von Steven Bourgeois, PhD, Fort Worth, Texas (USA)

Ich lernte Helmut Strothjohann Anfang 1995 kennen, als ich die Leitung des Deutsch-Amerikanischen Austauschprogramms übernahm. Er und seine Frau Blair waren in den folgenden 30 Jahren mehr als zehnmal meine Gastgeber.

Sein Beitrag zum deutsch-amerikanischen Austauschprogramm der St. Ursula Schule lässt sich kaum hoch genug einschätzen. An einem entscheidenden Wendepunkt übernahm Helmut Strothjohann nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Herrn Alois Will spontan die Leitung des USA-Austauschprogramms – und brachte es vom Rheingau-Gymnasium an die St. Ursula Schule in Geisenheim. Über viele Jahre hinweg prägte er dieses Programm mit großem Engagement.

Ich erinnere mich gut daran, wie wir damals noch per Telefon und Faxgerät kommunizierten – so tauschten wir organisatorische Informationen aus. Danach schickten wir jeweils große Pakete mit persönlichen Datenblättern der Schülerinnen und Schüler auf den Weg. Das Austauschprogramm basierte auf einem Gastfamilienmodell: Die Jugendlichen lebten bei Gleichaltrigen in der Gastfamilie und besuchten gemeinsam mit ihnen die Schule. Zwar gab es auch kurze Ausflüge, doch der Aufenthalt in der Familie war der eigentliche Kern des Programms. Helmut vertrat diese Überzeugung mit Nachdruck und legte großen Wert darauf, für meine Schülerinnen und Schüler die bestmöglichen Gastfamilien zu finden.

Helmut war etwas ganz Besonderes – einzigartig. Voller Energie und Enthusiasmus. Er überraschte mich immer wieder – ganz anders, als ich es von einem deutschen Kollegen erwartet hätte. Sein Englisch war perfekt, sein Fachwissen beeindruckend – Dampflokomotiven, Schaufelraddampfer, Modelleisenbahnen. Und natürlich Musik – Jazz wie Klassik. Er war ein begabter Kontrabassist.

Unsere erste Verbindung war die Musik – ich bin Jazzpianist – und wir traten sogar gemeinsam auf, unter anderem im Eibinger Zehnthof, seiner Lieblingskneipe, die er „Ketzers“ nannte.

Ich werde Helmuts Begeisterung vermissen. Oft ertönte plötzlich die laute Glocke in seinem Haus – sein Signal für eine neue Idee, meist mit dem Ziel: „Auf zu Ketzers!“ – auf der Suche nach einem guten Gespräch, etwas zu trinken und zu essen. Mit Helmut wurde es nie langweilig. Er führte ein waches, präsentes Leben.

Besonders berührt hat mich ein ruhiger Moment, den er mit mir teilte. Wenn er mit seinem Dampfer auf dem Rhein bei Rüdesheim und Geisenheim unterwegs war, steuerte er oft eine kleine Bucht an. Dort ging er schwimmen, ruhte sich aus – und ließ, wie er sagte, „die Seele baumeln“. Es beeindruckte mich, dass jemand so aktiv wie Helmut diesen tiefen, stillen Rückzug suchte – und wertschätzte.

Helmut, mögest du nun deine Seele baumeln lassen. Auf ein Leben, das reich, wach und voller Leidenschaft geführt wurde. Und auf einen sehr guten und bleibenden Freund.

 

 

Kontakt

St. Ursula-Schule Geisenheim
Rüdesheimerstr. 30
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